Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie ist Bestandteil des Versorgungssystems. Die Kosten werden vom Gesundheitssystem übernommen. Für die Allgemeinheit ebenso wie für Betroffene und für Vertreter des Gesundheitssystems ist es notwendig, die allgemeinen Merkmale von Psychotherapie zu kennen. Psychotherapie meint demnach

  • geplante und zielorientierte Maßnahmen, die zu Veränderungen führen sollen.
  • Bei den Maßnahmen geht es um die Veränderung von Störungen des Erlebens und Verhaltens, die als behandlungsbedürftig (Krankheitswert) anzusehen sind.
  • Die Maßnahmen sind psychologischer Art.
  • Sie werden durch professionelle Helfer angewendet.
  • Sie sind theoretisch begründet, d. h. nicht zufällig oder willkürlich und
  • sie haben den Anspruch einer Überprüfung ihrer Wirksamkeit.

Anforderungen an den Therapeuten

Der Therapeut muss in menschlicher und fachlicher Hinsicht besondere Kompetenzen aufweisen. Er muss in der Lage sein, sich in die Gedanken, die Gefühle und in das Wertesystem des Patienten einzufühlen und seine Sicht der Dinge nachzuvollziehen. Dabei bleibt er aber nicht stehen, sondern er wird die Einstellungen und Bewertungen über sich selbst und die Welt, die mit dem Problem in Verbindung stehen, hinterfragen und verändern, ohne den Patienten zu stark zu verunsichern. Dies ist oft ein langsamer und kontinuierlicher Prozess. Aufgabe des Therapeuten ist es dabei, den Patienten zu motivieren, zu ermutigen und ihm den fachlichen und menschlichen Rückhalt zu geben, der unerlässlich ist zur Überwindung von Schwierigkeiten.

In fachlicher Hinsicht ist der Therapeut verpflichtet auf dem Hintergrund seines Wissens über Störungen und Änderungsmöglichkeiten nach den „Regeln der Kunst“ zu arbeiten. Grundsätzlich wird er sich dabei an den Prinzipien der modernen Psychotherapie orientieren. Der Psychotherapeut ist dafür verantwortlich, dass der gesamte Verlauf der Therapie nach diesen Regeln abläuft.

Anforderungen an den Patienten

Viele Patienten kommen mit falschen Erwartungen in die Psychotherapie; beispielsweise erhoffen sie sich, dass der Therapeut wie ein Arzt einen „Patentrezept“ für sie hätte und für sie die Probleme einfach lösen könnte. Oder Sie möchten einfach nur erzählen, denn eigentlich ist ja der Ehemann, der Kollege etc. derjenige, der den „Ärger“ macht und sich in ihren Augen ändern müsste.

Sie werden dann aber erfahren, dass sie ohne aktive Mitarbeit keine Fortschritte machen. Eine Veränderung ihres Erlebens und Verhaltens ist nur möglich, wenn sie sich mit ihren Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen und ihr Verhalten entsprechend ihren selbst festgelegten Zielen schrittweise verändern. Der Therapeut ist der Experte für einen Erfolg versprechenden Weg nach Lösungen, diesen Weg muss der Patient aber zunehmend selbstständig beschreiten. Bildhaft gesprochen kann man den Psychotherapeuten als Wegweiser bezeichnen, den Weg beschreitet der Patient aber selbst.

Was geschieht im Verlauf von Therapie?

Der konkrete Ablauf von Psychotherapie hängt natürlich stark von der fachlichen Ausrichtung des Therapeuten ab. Darüber hinaus richtet sich der Inhalt und Verlauf von Therapie nach der Problematik (d.h. der Diagnose der Störung). Als allgemeine Merkmale des Ablaufs von Therapie lassen sich anführen:

  • Das Erstgespräch: Hier besteht die Möglichkeit, sich über formale Merkmale zu informieren.
  • Diagnostik bzw. Analyse des Problems: dafür sind in der Regel einige Sitzungen vorgesehen (so genannte „probatorische Sitzungen“).
  • Festlegen der Ziele der Veränderung als Vereinbarung zwischen Therapeut und Patient (z. B. Auch über Dauer und Verlauf der Therapie).
  • Der Therapieplan beinhaltet einen Vorschlag über das konkrete therapeutische Vorgehen (z. B. Übungen, Gespräche, etc.).
  • Die Phase der Veränderung beinhaltet die konkrete Umsetzung der einzelnen Maßnahmen, z. B. auch außerhalb des Therapieraums, Aktivierung des Patienten.
  • Phase der Beendigung der Therapie: Therapie es grundsätzlich Hilfe zur Selbsthilfe, Prinzipien des Selbstmanagement spielen deshalb eine zentrale Rolle.
  • Ggf. ist ein Hinweis auf Alternativen notwendig, z. B. auf Möglichkeiten der Medikation, eines stationären Aufenthaltes oder Hinweise auf andere Anlaufstellen (z. B. Beratung).

Ganz generell sollte Psychotherapie als eine Möglichkeit der Hilfestellung bei psychischen Störungen im Spektrum anderer Strategien gesehen werden  (z. B. Selbsthilfe; Gesundheitssystem; Hilfestellung im sozialen Netz der Person usw.).